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01.06.2018 -

„Man sollte schnell seine Nische finden.“

Einleitung

Kleinwindanlagen, die auf Dächern von Einfamilienhäusern oder Gewerbegebäuden montiert werden, gibt es schon seit vielen Jahren.

Kleinwindanlagen, die auf Dächern von Einfamilienhäusern oder Gewerbegebäuden montiert werden, gibt es schon seit vielen Jahren. Nur: Die Technologie hat sich kaum weiterentwickelt. Und auch die Anschaffung der Anlagen ist teuer. Das Gründungsteam der MOWEA GmbH, einer Ausgründung der Technischen Universität Berlin, hat daher kostengünstige Mikroturbinen entwickelt, die je nach Energiebedarf, zu größeren oder kleineren Windanlagen zusammengesetzt werden können.

Dr.-Ing. Till Naumann und Andreas Amberger, zwei Männer mit Teilen ihrer Mikroturbine in den Händen, lächeln in die Kamera.

Dr.-Ing. Till Naumann, Andreas Amberger

© Mowea GmbH

Interview mit Dr.-Ing. Till Naumann

Herr Dr. Naumann, Sie stellen modulare Kleinwindanlagen her. Was kann man sich darunter vorstellen?

Dr. Naumann: Die Idee ist im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsprojekts an der TU Berlin entstanden. Üblicherweise stellt man sich unter einer Windkraftanlage einen großen Rotor, einen Antriebsstrang, einen Generator und ein Getriebe vor. Unsere Idee war es, stattdessen Mikroturbinen zu entwickeln, die jeweils aus einem vergleichsweise kleinem Rotorblatt und Generator bestehen sowie über die notwendige Regelungselektronik verfügen. Diese Mikroturbinen lassen sich in beliebig großer Zahl zu einem System zusammenschließen. Es handelt sich um ein modulares System, das je nach Energiebedarf jederzeit erweitert werden kann. Insofern eignet es sich also sowohl für Gewerbebetriebe als auch für Einfamilienhäuser. Der große Vorteil ist, dass diese Mikroturbinen relativ einfach und in Serie produziert werden können, so dass die Kosten vergleichsweise niedrig sind.

Sie haben 2016 einen Antrag für EXIST Gründerstipendium beantragt. Damals hatten Sie noch das Ziel, Ihre Windanlagen in Entwicklungs- und Schwellenländern einzusetzen. Warum sind Sie davon abgekommen?

Dr. Naumann: Wir mussten relativ schnell lernen, dass ein kleines Team nicht vom Start weg gleich in der Lage dazu ist, in fernen Ländern Geschäfte zu machen. Davon kann ich auch nur abraten. Als kleines Team, das gerade in die Selbständigkeit startet, ist man da einfach überfordert. Sinnvoller ist es, erst einmal zu sehen, ob es einen Markt vor der Haustür gibt und den dann zu bedienen. Und nachdem wir uns zu Beginn der EXIST-Phase mit vielen Unternehmern über Vertriebskooperationen unterhalten und nicht zuletzt durch Messebesuche ein super Feedback für den deutschen Markt bzw. die ganze DACH-Region erhalten haben, haben wir gesagt: „Gut, wir befinden uns sowieso noch im Entwicklungsstadium, also versuchen wir es nicht gleich in Indien oder in Afrika, sondern konzentrieren uns erst einmal auf den deutschsprachigen Markt.“

Wer sind Ihre Kunden?

Dr. Naumann: Wir konzentrieren uns zurzeit auf Industriekunden. Wir haben zum Beispiel ein großes Telekommunikationsunternehmen für uns gewinnen können, an deren Funkmasten wir unsere Turbinen befestigen und testen können. Außerdem installieren wir unsere Anlagen auf den Flachdächern von produzierenden Unternehmen. Im nächsten Schritt werden wir auch die Anwendung bei Privatkunden, wie zum Beispiel Einfamilienhausbesitzern, ins Visier nehmen.

Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung entwickelt?

Dr. Naumann: Gut. Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung, auch wenn es natürlich auch schwierige Phasen gab. Im Anschluss an die EXIST-Förderphase fehlte uns zum Beispiel eine Anschlussfinanzierung. Wir hatten zwar mehrere Venture-Capital-Geber kontaktiert, hatten aber zu dem Zeitpunkt noch keine Pilotkunden, um zu zeigen, dass unsere Mikroturbinen tatsächlich funktionieren. Für Kapitalgeber ist aber genau das ein ganz wichtiges Kriterium: dass man die Funktionsfähigkeit des Produkts beim Kunden in der Praxis validiert.

Hinzu kommt, dass die Anwendungsmöglichkeiten unserer Windkraftanlagen sehr vielfältig sind. Das ist aber nicht unbedingt von Vorteil bei der Investorenakquise. Im Gegenteil: Je schneller man seine Nische gefunden hat, in der man starten kann, desto schneller wird einem auch geglaubt, dass man auch andere Nischen bedienen kann. Also: Nicht auf fünf Partys gleichzeitig tanzen, sondern eine auswählen und da richtig Gas geben.

Gibt es etwas, das Sie rückblickend anders machen würden?

Dr. Naumann: Ich würde mehr auf die betriebswirtschaftliche Kompetenz im Team achten. Man hat als junges Unternehmen viel mit Leuten zu tun, die den Mund sehr voll nehmen, aber nicht unbedingt die notwendige praktische Erfahrung mitbringen. Es ist aber wichtig, jemanden im Team zu haben, der betriebswirtschaftlich versiert ist und unternehmerische Erfahrung hat. Die Person sollte daher nicht zu jung sein.

Gibt es etwas, dass Sie aus dem Teambuilding-Prozess gelernt haben?

Dr. Naumann: Ich würde sagen, dass jede doppelte Kompetenz überflüssig ist. In einem kleinen Team sollte man komplementär aufgestellt sein und sich ergänzen. Das gilt auch für die verschiedenen Charaktertypen. Ist einer der Partner eher hektisch, sollte der andere idealerweise eher ein ruhiger Typ sein. So eine gewisse Ausgeglichenheit im Team ist schon ganz gut.

Stand: Juni 2018

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