Antwort
Die wichtigste Frage lässt sich eindeutig beantworten: Ja, in Verbindung mit der Geschäftsübernahme (oder auch später) stehen grundsätzlich Förderprogramme zur Finanzierung bereit - alternativ auf Landesebene (Landesbank Niedersachsen / Nord LB) oder mit bundesweit einheitlichen Programmen bei der KfW Bankengruppe.
Ob nun eine Finanzierung für Ihr Geschäft möglich ist, hängt wirklich entscheidend von zahlreichen individuellen Faktoren ab: Da spielt Ihre persönliche / fachliche Qualifikation hinein und selbstverständlich auch der wirtschaftliche Hintergrund (Umsatzentwicklung, Gewinne/Verluste etc.). Sie müssen Ihrer Hausbank bspw. auch die "Kapitaldienstfähigkeit" belegen, ob Sie also in der Lage sind, Zinsen und Tilgung für das angefragte Darlehen problemlos aufzubringen. Da Sie selbst schreiben, dass Sie sich "durchhangeln", scheint die Profitabilität und die Liquidität "angespannt" zu sein - damit ist diese Kapitaldienstfähigkeit möglicherweise nicht gegeben.
Das alles muss geprüft und analysiert werden, denn um einen erfolgversprechenden Kreditantrag stellen zu können, sollten unbedingt alle diese nur ansatzweise angerissenen Probleme und Fragen geklärt sein - mit einer schlecht vorbereiteten Kreditanfrage gibt es sehr schnell eine Absage und damit schaden Sie Ihrem Vorhaben massiv!
Aus Ihrer Schilderung stellen sich sehr rasch viele Fragen: Wieso werden außer der Mutter und Ihnen noch zwei Mitarbeiter/innen beschäftigt, wenn die Umsätze offenbar seit Jahren rückläufig waren? Sind Ihnen Vergleichszahlen der Branche bekannt - mit vier Leuten im Geschäft müsste Ihr Umsatz bei 240.000 Euro im Jahr liegen. Damit wäre dann (wenn alles andere rund läuft) eigentlich auch ein angemessener Überschuss sichergestellt. Kennen Sie derartige Kennzahlen Ihrer Branche (Umsatz pro Mitarbeiter, Wareneinsatzquote, Personalkostenquote etc.) und haben Sie die schon einmal mit den Zahlen Ihres Betriebes verglichen???
Ich muss zudem nachfragen: Wieso interpretieren Sie, dass Ihr Lohn als Kostenposition wegfällt, wenn Sie das Geschäft übernehmen? Entweder Sie beziehen dann als Inhaberin ein Gehalt (bei einer GmbH) oder Sie tätigen dann "Privatentnahmen" (als Inhaberin eines Einzelunternehmens) - in jedem Fall müssen Sie aber vom Geschäft leben.
Und wie lange läuft dieses alte Darlehen jetzt schon und jetzt noch, das bereits von Ihrer Mutter von der vorherigen Generation "geerbt" wurde? Wird da überhaupt getilgt?
Ich bin der festen Überzeugung: Sie benötigen sehr zeitnah einen Berater/eine Beraterin an Ihrer Seite. Vielleicht schauen Sie sich dazu um im Beraterpool der KfW Bankengruppe - dort sollten Sie unbedingt jemanden suchen, der Ihre Branche kennt und entsprechende Referenzen vorlegen kann. Eine solche Beratung kann aus unterschiedlichen Zuschuss-Programmen gefördert werden. Dieses Klären und Beheben von Problemfeldern und Altlasten, die Optimierung des Betriebes zur Verbesserung der Rentabilität und Liquidität macht unbedingt Sinn, bevor Sie an einen Darlehensantrag denken!
Quelle:
Joachim Brüser
Unternehmensberater CMC/BDU
Oktober 2013