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Foodtruck betreiben: Finanzierung?

Frage

Ich möchte mich selbständig machen mit einem Oldtimer Doppeldecker Food Bus. Er wird beim täglichen Einsatz auf Betriebshöfen u.a. zur gesunden Ernährung der Mitarbeiter beitragen und zusätzlich auf Events unterwegs sein. Aktuell bin ich festangestellt. Das Kochen ist meine Leidenschaft. Jetzt möchte ich mir meinen Traum erfüllen und beides (Beruf und Leidenschaft) zusammenbringen. Eigenkapital habe ich nur wenig. Ich rechne mit um die 100.000 Euro, die für dieses Projekt investiert werden müssen. Ist eine Finanzierung realistisch?

Antwort

Auf die Frage kann man nur mit „im Prinzip ja“ antworten. Die Frage der Finanzierung hängt von vielen Faktoren ab!

Ganz oben auf der Liste steht das fachliche Know-how. Als Quereinsteiger(in) hat man es immer schwerer eine Bank von einem Konzept zu überzeugen als ein Fachmann / eine Fachfrau. Speziell in der Gastronomie wird häufig daran gezweifelt, ob der Gründer / die Gründerin den Betrieb ins Laufen bringen und dann auch wirtschaftlich auf gesunden Beinen (Stichwort: Wareneinsatz) halten kann.

Generell werden gastronomische Angebote von den Banken immer kritischer bewertet als andere Branchen. Das kommt daher, weil es eine Branche ist, in der es viele „probieren“ und viele leider auch wieder scheitern. Diese skeptische Grundhaltung muss man respektieren und sie auf der sachlichen Ebene versuchen zu entkräften. Ein gewichtiges Argument um die Bank zu überzeugen, ist ein ausreichender Eigenkapitalanteil (i.d.R. 20 - 30 Prozent). Ein weiteres Argument ist ein wirklich durchdachtes, tragfähiges und praxisnahes Konzept. D.h. der Business- und Finanzplan muss wirklich schlüssig, nachvollziehbar und überzeugend sein. Er sollte u.a. alle Bedenken aufgreifen und entsprechende Lösungsangebote beinhalten.

Fehlendes Eigenkapital kann aber durch andere Sicherheiten (Abtretung von Lebensversicherungen -soweit steuerlich unschädlich, Eintragung einer Grundschuld auf die Eigentumswohnung bzw. das Haus oder Bürgschaften) ausgeglichen werden. Eine Bürgschaft kann man entweder aus dem sozialen Umfeld, aus dem Kreise der Lieferanten (z.B. von der Brauerei) oder von einer öffentlichen Förderbank - KfW oder in Berlin von der IBB Investitionsbank Berlin erhalten. Ein öffentlich gefördertes Darlehen ist nichts anderes als ein Hausbankdarlehen, das Sie zunächst bei Ihrer Hausbank beantragen und dann durch eine öffentliche Förderbank (KfW oder IBB) absichern lassen. Beim ERP-Gründerkredit - StartGeld der KfW handelt es sich um eine sog. Haftungsfreistellung - d.h. die KfW übernimmt ggü. Ihrer Bank einen Teil des Risikos! Dadurch sinkt das Risiko Ihrer Hausbank erheblich und sie ist eher bereit ein Gründungsvorhaben finanziell zu begleiten. Da die Zinsen immer der Spiegel der Bonität bzw. des Risikos sind - muss die Hausbank im Falle einer Haftungsfreistellung dem Gründer / der Gründerin beste Konditionen anbieten (niedrige Zinsen, tilgungsfreie Anlaufzeiten). ABER: auch wenn z.B. die KfW für Sie eine Haftungsfreistellung übernimmt - es ist und bleibt ein Darlehen, das man am Ende des Tages zurückzahlen muss.

Natürlich kommt es auch auf die Hausbank und deren „Risikobereitschaft“ an. Wenn Ihre Hausbank gute Erfahrungen mit der Gastronomie generell bzw. mit entsprechenden Gründerinnen und Gründern gemacht hat, dann kann die Bereitschaft ganz anders aussehen. Viel hängt auch von Ihrer bisherigen Kontohistorie ab, d.h. gab es in der Vergangenheit Störungen bei der Rückzahlung von Darlehen o.ä.! In dem Zusammenhang muss auch auf die SCHUFA hingewiesen werden. Vor jedem Kreditantrag steht der obligatorische Blick in die SCHUFA. Wenn der Score schlecht ist, dann kann die Hausbank - selbst wenn sie möchte - kein Darlehen bewilligen.

Ich würde Ihnen folgende Schritte empfehlen:

1. Erstellen Sie Ihren eigenen (individuellen) Business- und Finanzplan - verwenden Sie keine Muster-Businesspläne oder Internetplattformen mit Bausteinen. Vergleichen Sie Ihr Gründungsvorhaben mit einer Gipfeltour. So lange ich nicht den Weg auf den Gipfel kenne - renne ich nicht einfach drauf los. D.h. bevor Sie zu der Gipfeltour aufbrechen, informieren Sie sich auch umfassend über mögliche Routen, Schwierigkeitsgrade, alternative Strecken (falls unterwegs etwas dazwischenkommen sollte) und Sie überlegen sich, wie viele Zwischenstopps (Zwischenziele) Sie benötigen, wo die besten Plätze dafür sind, wie viel Proviant Sie benötigen, welche Ausrüstung notwendig ist und wie viele Sherpas Sie für den Transport benötigen um den Gipfel (Ihr Gründungsvorhaben) zu erreichen. Zu so einer Tour würden Sie sicherlich auch nicht aufbrechen und die Planung eines Fremden, von dem Sie nicht wissen ob Sie sich mit ihm annähernd vergleichen können, einfach übernehmen. Deshalb mein Rat: erarbeiten Sie sich Ihren eigenen Businessplan. Wenn darin all Ihre Ideen, Aufgaben, Ziele, Fragen, Probleme und Lösungen stehen, die Sie sich selber zu Ihrem Gründungsvorhaben stellen - dann bietet der Businessplan für die Entscheidungsgrundlage für die Frage, kann ich mit meinem Gründungsvorhaben so wie geplant starten, muss ich das Ziel ändern oder klappt es gar nicht.

2. Klären Sie alle formalen Schritte ab (Erlaubnisse)!

3. Wenn Sie Unterstützung bei der Erarbeitung Ihres Business- und Finanzplanes benötigen, können Sie in Berlin den Antrag auf einen Coaching BONUS stellen. Bei Erstantrag sind die ersten beiden Coaching-Tage kostenfrei. Ab dem dritten Coaching-Tag zahlen Sie einen Eigenanteil von 20% bei Existenzgründungen.

4. Führen Sie ein erstes unverbindliches Gespräch mit Ihrer Hausbank und fragen Sie ob sie bereit wären, gemeinsam mit Ihnen einen Antrag bei der KfW und/oder IBB zu stellen. Wenn Ihre Hausbank nicht bereit ist, das Gründungsvorhaben zu begleiten - dann nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Andere Banken können das Vorhaben ganz anders beurteilen.

5. Klären Sie alternative (Teil-)Finanzierungswege ab.
5.1. Brauerei- bzw. Lieferantendarlehen: Manche Brauereien/Lieferanten gewähren ein Darlehen, wenn Sie sich vertraglich verpflichten deren Waren langfristig abzunehmen.
5.2. Verwandtendarlehen bzw. Darlehen aus dem sozialen Umfeld.
5.3. Policendarlehen: Wenn Sie eine Lebensversicherung haben, können Sie den Rückkaufswert beleihen.
5.4. Crowdfunding: Ggf. können Sie Ihr Konzept so anpassen, dass es auch eine Crowdfunding-Kampagne ermöglicht. Allerdings ist das die Finanzierungsvariante die i.d.R. am längsten dauert.

Meistens ist die Finanzierung eines Gründungsvorhabens ein Puzzle aus mehreren Bestandteilen: Eigenkapital, Sicherheiten, Darlehen (außerhalb der Hausbank) und letztendlich Hausbank- bzw. Förderdarlehen.

Quelle: Wolfgang Dykiert
Gründungs- und Mittelstandsberatung
dykiert beratung
Dezember 2018

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