Frage
Ich muss einen Businessplan für die Arbeitsagentur erstellen, doch ich weiß nicht genau wie ich das machen soll. Soll es tabellarisch sein, einen Text mit meinen eigenen Worten schreiben, mit Berechnung für ein Jahr oder mehr?
Ich muss einen Businessplan für die Arbeitsagentur erstellen, doch ich weiß nicht genau wie ich das machen soll. Soll es tabellarisch sein, einen Text mit meinen eigenen Worten schreiben, mit Berechnung für ein Jahr oder mehr?
Grundsätzlich gibt es keine Formvorgaben an einen Businessplan; d.h. es wird weder eine bestimmte Seitenzahl verlangt, noch, dass der Businessplan in einer bestimmten Form geschrieben sein muss. Erarbeiten Sie sich den Businessplan so wie Sie dies am besten können: d.h. wenn es Ihnen leichter fällt, den Businessplan im „Aufsatzstil“ zu schreiben, dann verfassen Sie ihn so, wenn Sie eher ein grafisch geprägter Mensch sind, dann bauen Sie ihn auf wie eine Präsentation (mit Grafiken, Bildern, Tabellen und Bullet Points mit Stichworten). Wichtig ist, dass in dem Businessplan alle relevanten Kapitel so ausgearbeitet werden, dass der Leser einen Eindruck bekommt, ob der Gründer/die Gründerin das Vorhaben tragfähig und dauerhaft umsetzen und betreiben kann. Ein guter Businessplan ist sehr praxisnah und umsetzbar aufgebaut. Setzen Sie sich kurz-, mittel- und langfristige Aufgaben und Ziele.
Ich empfehle jedem Gründer / jeder Gründerin sich zunächst klar zu machen, dass der Businessplan weder für die Agentur für Arbeit noch für die Bank geschrieben wird, sondern primär für den Gründer / die Gründerin selbst. Er ist DER Fahrplan in die Existenzgründung und DIE Entscheidungshilfe. Bevor man im Businessplan nicht all seine Fragen zufriedenstellend beantwortet, Ideen ausgearbeitet, Ziele gesetzt und Aufgaben gelöst hat, ist der Businessplan nicht fertig und wird sicherlich auch keinen Dritten überzeugen. Ich vergleiche eine Existenzgründung mit einer mehrtägigen Bergtour! Bevor ich starte, informiere ich mich über die verschiedenen Routen (extrem, sportlich, leicht), treffe eine möglichst realistische Selbsteinschätzung (Stärken - Schwächen), überlege mir welche Ausrüstung und wie viel Proviant ich mitnehmen muss, ob ich alleine gehen kann oder ob andere mitgehen müssen (Gepäckträger/Dienstleister, Freunde etc.) und welche alternativen Wege ggf. möglich sind. D.h. ich renne nicht einfach los in Richtung Gipfel und stelle unterwegs fest, dass ich weder vorwärts noch rückwärts weiterkommen kann. Dieselbe gründliche Planung ist für eine Existenzgründung nötig.
Vorlagen für die Gliederung des Businessplanes findet man im Internet; entweder auf dem Existenzgründungsportal des BMWi oder auf der Seite der lokalen IHK oder HWK. Teilen Sie den Businessplan in einzelnen Dokumente (pro Gliederungspunkt/pro Kapitel) auf und fangen Sie mit dem Kapitel an, bei dem es Ihnen am leichtesten fällt. Erarbeiten Sie sich im ersten Schritt pro Kapitel eine ausführliche Stoff- (Stichwortsammlung).
Wenn man den Einstieg in den Businessplan bzw. in die Gliederung partout nicht findet, können Sie es auch mal mit „meiner“ Methode versuchen: Stellen Sie sich folgende fünf Fragen:
Frage 1: WAS ist mein Dienstleistungsangebot? Beschrieben Sie das Angebot sehr kleinteilig (in Ihrem Fall, welche Leistungen möchten Sie am Ende des Monats an Ihre Kunden in Rechnung stellen?) Welchen Nutzen verbinden Sie mit Ihrem Dienstleistungsangebot und welches Mehrwertversprechen geben Sie Ihren Kunden?
Frage 2: WER sind meine Zielgruppen? Es gibt generell drei Zielgruppen: B2C, B2B und sog. Multiplikatoren, die Sie auch kennen und von Ihrem Angebot überzeugen sollten. Innerhalb der drei Zielgruppen sollten Sie sich mehrere Persona erarbeiten. Im B2C-Bereich bekommt jede Persona einen Namen, ein Alter, einen Beruf, ein Einkommen, wir überlegen uns welche individuellen Interessen sie haben, ob sie im Internet „unterwegs“ sind oder nicht und welche individuellen Bedürfnisse sie haben. Im B2B-Bereich überlege ich mir z.B. ob es bestimmte Branchen, bestimmte regionale Gesichtspunkte oder Firmengrößen gibt, in die ich meine B2B-Zielgruppe unterteilen kann. Auch die unterschiedlichen B2B-Zielgruppen haben individuelle Bedürfnisse.
Dasselbe gilt für die Zielgruppe der Multiplikatoren. Auch davon gibt es unterschiedliche Gruppen und jede hat ggf. andere Bedürfnisse. Idealerweise verschafft man sich auch einen Überblick wie groß die einzelnen Zielgruppen (Stichwort: Marktpotential) sind.
Danach stellen Sie Ihr Nutzenangebot den einzelnen Bedürfnissen der verschiedenen Zielgruppen gegenüber! Fragen Sie sich, ob Ihr Nutzenangebot die Bedürfnisse Ihrer verschiedenen Zielgruppen lediglich im Grundsatz erfüllt (Basisanforderungen), ob es die Bedürfnisse mehr als erfüllt (Leistungsanforderungen) oder ob die Bedürfnisse mit einem echten Mehrwertversprechen verbunden werden können (Begeisterungsanforderungen).
Frage 3: WO finde ich meine Zielgruppen? Wenn man seine Zielgruppen genau kennt - dann weiß man auch wo man sie findet: im Internet oder im „echten“ Leben. In den sozialen Medien oder z.B. auf Messeveranstaltungen, auf Netzwerkveranstaltungen, bei Kooperationspartnern, im Sportverein etc.
Frage 4: WIE spreche ich meine Zielgruppen an? Wenn man weiß, wo man die Zielgruppen finden kann, dann weiß man auch wie man sie ansprechen kann: mit SEO-Kampagnen, facebook-ads oder GoogleAdWords, mit Mailings, mit Flyern, redaktionellen Beiträgen in Fachzeitschriften, Anzeigen, einem Messestand oder einem Messebesuch usw.
Frage 5: WARUM soll der Kunde bei mir kaufen? Was ist mein Alleinstellungsmerkmal? Im Rahmen dieser Frage setzt man sich mit dem Wettbewerb auseinander und was der Wettbewerb ggf. besser kann oder schlechter macht, was man mit seinem Angebot besser macht als der Wettbewerb.
Mit diesen fünf Fragen findet man ganz einfach den Einstieg in den Businessplan. Jede Frage bzw. jede Antwort kann anschließend in die Businessplan-Gliederung einsortiert werden. WAS => Geschäftsmodell, WER => Markt / Marktpotential, WO => Marktanalyse, WIE => Marketing / Vertrieb, Warum => Alleinstellungsmerkmal. Damit haben Sie schon mal die wichtigsten Inhalte des Businessplanes praxisnah erarbeitet, d.h. die Kür erledigt. Danach kommt die Pflicht: Fragen nach Rechtsform, Organisation, Administration, rechtliche Aspekte, Gründerteam und Aufgabenverteilung, SWOT-Analyse usw.
Wenn der redaktionelle Teil des Businessplanes fertig ist - kommt der Zahlenteil / die Finanzplanung. Während der redaktionellen Phase sollte man möglichst kreativ sein - d.h. man sollte auch „spinnen“ dürfen und nicht jede Idee sofort hinsichtlich Gewinn hinterfragen. Das birgt die Gefahr, dass gute Ideen, die das Alleinstellungsmerkmal und das Angebot schärfen, ggf. in den Papierkorb wandern und am Ende „Einheitsbrei“ übrigbleibt. Gewichten, priorisieren, Ideen verwerfen oder zeitlich verschieben kann man im Rahmen der Finanzplanung und spätestens im Rahmen der abschließenden Gesamtwürdigung des Gründungsvorhabens.
Bezüglich des zweiten Teils Ihrer Frage: Jeder Gründer / jede Gründerin kann auf Förderinstrumente zurückgreifen. Es gibt zwei generelle Arten von Förderungen: (nicht rückzahlbare) Zuschüsse und (staatlich geförderte) Gründungsdarlehen.
Jede Förderung richtet sich an einen anderen Fördermittelanlass:
Neben diesen fünf Beispielen gibt es noch viele andere Förderinstrumente, die sich natürlich an Größe, Finanzmittelbedarf und Geschäftsmodell des Gründungsvorhabens orientieren. Jeder Finanzplan endet mit einem kurz-, mittel- und langfristigen Finanzmittelbedarf. Diesen gilt es dann mit den verschiedenen Förderinstrumenten zu vergleichen und Schritt für Schritt zu lösen.
Quelle: Wolfgang Dykiert
Gründungs- und Mittelstandsberatung
dykiert beratung
Februar 2019